Defintion, Vor- und Nachteile

Entgeltumwandlung

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So sorgen Arbeitnehmer wirksam für die Rente vor

Die Entgeltumwandlung ermöglicht es Arbeitnehmern in Deutschland, einen Teil ihres Bruttogehalts in ihre Altersvorsorge umzuwandeln. Dies bietet steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Vorteile und stellt durch die möglichen Arbeitgeberzuschüsse eine attraktive Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung dar.

Doch die Entgeltumwandlung hat nicht nur für Arbeitnehmer Vorteile. Auch Arbeitgeber profitieren u.a. von einer verminderten Steuerlast. Bevor sich Unternehmen für eine Möglichkeit der Entgeltumwandlung entscheiden, sollten allerdings die individuellen Gegebenheiten und potenziellen Nachteile sorgfältig abgewogen werden.

Was ist Entgeltumwandlung? Eine Definition

Die Entgeltumwandlung oder Gehaltsumwandlung ist eine Form der staatlich geförderten betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Dabei gehen Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Vereinbarung ein, einen Teil des Bruttogehalts aus der Lohnabrechnung in Anteile zur Altersvorsorge zu überführen. Da der festgelegte Gehaltsanteil direkt aus dem Bruttoeinkommen abgeführt wird, führt dies zu steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Vorteilen.

Was kann man über die Entgeltumwandlung einzahlen?

Arbeitnehmer können nicht nur einen Teil ihres Bruttogehalts in die betriebliche Altersversorgung einzahlen. Auch Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder Gehaltserhöhungen sind als Investition durch Entgeltumwandlung möglich.

Die Entgeltumwandlung oder Gehaltsumwandlung ist eine Form der staatlich geförderten betrieblichen Altersvorsorge

Gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf die Entgeltumwandlung?

Ja, seit 2002 sind Arbeitgeber in Deutschland verpflichtet, ihren Mitarbeitenden eine Entgeltumwandlung zur betrieblichen Altersversorgung anzubieten. Nach § 1a Betriebsrentengesetzes (BetrAVG) können Beschäftigte verlangen, dass bis zu 4 Prozent ihres Entgelts in die bAV fließen.

Dies sind die Beitragsbemessungsgrenzen der Deutschen Rentenversicherung:

  • Beitragsbemessungsgrenzen West: 7.550 Euro pro Monat
  • Beitragsbemessungsgrenzen Ost: 7.450 Euro pro Monat

Seit 2019 müssen Arbeitgeber für neue bAV-Verträge zudem einen Zuschuss von 15 Prozent auf die umgewandelten Beiträge leisten. Seit 2022 gilt dies auch für bestehende Verträge, da Arbeitgeber etwa 20 Prozent der Sozialabgaben sparen, wenn ein Teil des Bruttoeinkommens der Mitarbeiter in die bAV umgewandelt wird. Dieser Zuschuss macht die Finanzierung der bAV für Arbeitgeber somit attraktiver als eine reguläre Gehaltserhöhung.

Welche Möglichkeiten der Entgeltumwandlung gibt es?

Es gibt 5 Möglichkeiten der Entgeltumwandlung im Rahmen der bAV, die jeweils unterschiedliche Vorteile bieten.

Die gängigsten Durchführungswege für die betriebliche Altersversorgung sind:

1. Direktversicherung

Die Direktversicherung ist der häufigste Durchführungsweg, bei dem der Arbeitgeber für die Entgeltumwandlung eine Renten- oder Lebensversicherung zugunsten des Arbeitnehmers abschließt.

2. Pensionskasse

Die Pensionskasse ist eine rechtlich selbstständige Einrichtung, in die Arbeitgeber und Arbeitnehmer einzahlen. Beiträge werden investiert, um später als Rentenleistung oder Kapitalzahlung im Ruhestand ausgezahlt zu werden. Die Auszahlung erfolgt bei Renteneintritt als Einmalzahlung oder monatliche Rente.

3. Pensionsfonds

Bei den Pensionsfondswerden Beiträge in Fonds investiert, um die Rendite zu maximieren. Einzahlungen können arbeitgeberfinanziert oder durch Entgeltumwandlung erfolgen. Auch hierbei handelt es sich um eigenständige Einrichtungen, die lebenslange Rentenzahlungen zulassen, Steuervorteile bieten und der staatlichen Aufsicht unterliegen.

4. Unterstützungskasse

Die Unterstützungskasse ist eine rechtlich selbstständige, überbetriebliche Versorgungseinrichtung, die Arbeitgeber dabei unterstützt, Versorgungszusagen durchzuführen. Unternehmen zahlen Beiträge, die über Rückdeckungsversicherungen abgesichert werden, um zusätzliche Renten für Arbeitnehmer aufzubauen. Sie ergänzt die gesetzliche Altersvorsorge und schließt Versorgungslücken.

5. Direktzusage (Pensionszusage)

Bei der Direktzusage verpflichtet sich der Arbeitgeber, dem Arbeitnehmer sowie dessen Angehörigen im Versorgungsfall (Renteneintritt, Invalidität oder Tod) eine Versorgungsleistung zu zahlen. Diese Zusage ist direkt im Arbeitsvertrag verankert und der Arbeitgeber bildet dafür Pensionsrückstellungen.

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Ist die Entgeltumwandlung steuerfrei?

Die Entgeltumwandlung ist bis zu einer bestimmten Grenze steuerfrei. Beiträge zur bAV können bis zu 8 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung steuerfrei umgewandelt werden. Davon sind 4 Prozent auch sozialversicherungsfrei.

Die Beiträge für die Unterstützungskasse und die Direktzusage sind für Arbeitnehmer sogar in voller Höhe steuerfrei.

Ist die Entgeltumwandlung ein geldwerter Vorteil?

Nein, eine Entgeltumwandlung ist nicht als geldwerter Vorteil zu betrachten. Es handelt sich dabei um die Umwandlung von Bruttogehalt und nicht um eine zusätzliche Vergütung. Dies führt zu einer Ersparnis für Arbeitnehmer bei ihren Steuer- und Sozialabgaben.

Weitere Möglichkeiten der Gehaltsumwandlung, wie etwa ein Firmenwagen, gelten hingegen als geldwerter Vorteil und müssen entsprechend versteuert werden.

Wann lohnt sich eine Entgeltumwandlung?

Damit sich die Entgeltumwandlung lohnt, müssen die Steuer- und Sozialabgabenvorteile, zusammen mit einem Arbeitgeberzuschuss und der Rendite, die Abzüge in der Rente übersteigen. Geringverdiener profitieren, wenn der Arbeitgeber zusätzliche Beiträge leistet, die teilweise erstattet werden.

Für Arbeitnehmer, die zwischen 5.175 und 7.550 Euro monatlich verdienen, lohnt sich die Entgeltumwandlung erst, sobald der Arbeitgeberzuschuss bei mehr als 25 Prozent liegt, damit sie die eigenen Einzahlungen während der Rente wieder herausholen. Insgesamt ist das Verhältnis von Nettobeitrag zu Nettorente bei Gutverdienern meist schlechter als bei Durchschnittsverdienern.

Wann wird die Entgeltumwandlung ausgezahlt?

Die Auszahlung der Entgeltumwandlung erfolgt in der Regel mit Eintritt in den Ruhestand. Es gibt verschiedene Auszahlungsformen, wie einmalige Kapitalzahlungen oder monatliche Rentenzahlungen. Die Wahl der Auszahlungsform kann erhebliche steuerliche Auswirkungen haben und sollte daher sorgfältig geplant werden. Lediglich die Pensionskasse hat keine feste Laufzeit.

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Entgeltumwandlung: Vor- und Nachteile im Überblick

Was sind die Vorteile einer Entgeltumwandlung für Arbeitnehmer?

  • Steuerersparnis: Beiträge zur Entgeltumwandlung sind bis zu einer bestimmten Grenze steuerfrei, was zu erheblichen Steuerersparnissen führen kann.
  • Arbeitgeberzuschuss: Arbeitgeber müssen mindestens 15 Prozent Zuschuss zur bAV leisten, was die Beiträge und potenzielle Rendite erhöht.
  • Gebühren: Arbeitgeber erhalten bei bAV-Verträgen oft Sonderkonditionen, was zu niedrigeren Gebühren für Arbeitnehmer führt.
  • Flexibilität: Arbeitnehmer entscheiden je nach finanzieller Lage, wie viel sie in die bAV einzahlen.
  • Aufwand: Der Arbeitgeber übernimmt die Einrichtung und Verwaltung der Entgeltumwandlung, sodass Arbeitnehmer keinen zusätzlichen Aufwand haben.
  • Risikoarm: bAV-Verträge enthalten oft eine Mindestrente und investieren in risikoarme Produkte.
  • Bessere Altersvorsorge: Durch die zusätzliche bAV kann die gesetzliche Rente erheblich aufgestockt werden.

Was sind die Vorteile einer Entgeltumwandlung für Arbeitgeber?

  • Steuerlast: Arbeitgeber können ihre Steuerlast senken, indem sie die von ihnen übernommenen bAV-Beiträge steuerlich geltend machen.
  • Lohnnebenkosten: Durch die Entgeltumwandlung reduziert sich das Bruttogehalt, was die Sozialversicherungsbeiträge und damit die Lohnnebenkosten senkt.
  • Entscheidungsfreiheit: Arbeitgeber haben die freie Wahl, bei welchem Anbieter sie die Entgeltumwandlung durchführen.
  • Employer Branding: Eine bAV stärkt die Mitarbeiterbindung und erhöht die Attraktivität des Unternehmens für neue Talente.

Was sind die Nachteile einer Entgeltumwandlung für Arbeitnehmer?

  • Steuer- und Sozialabgabenpflicht: Einkommenssteuer und Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung fallen auf die Betriebsrente an.
  • Gesetzliche Rente: Zahlt der Arbeitnehmer weniger in die gesetzliche Rentenversicherung ein, reduziert dies die spätere Rente.
  • Arbeitgeberwechsel: Es kann zu Problemen kommen, wenn der Arbeitnehmer seine bAV bei einem Arbeitgeberwechsel mitnehmen möchte. Bei häufigen Wechseln sind eine Rürup- oder Riester-Förderung möglicherweise sinnvoller.
  • Verzinsung und Zuschüsse: Ohne gute Verzinsung und Arbeitgeberzuschuss kann es lange dauern, bis eingezahlte Beiträge zurückfließen.
  • Zugriff: Erspartes aus der Betriebsrente ist erst ab 62 Jahren verfügbar.
  • Sozialleistungen: Geringere Sozialversicherungsbeiträge reduzieren auch Arbeitslosengeld, Krankengeld und Elterngeld.

Was sind die Nachteile einer Entgeltumwandlung für Arbeitgeber?

Die Entgeltumwandlung hat für Arbeitgeber wenige Nachteile. Lediglich die Zuschusspflicht könnte als potenzieller Nachteil gesehen werden. Allerdings schlagen Arbeitgeber eine Entgeltumwandlung oft selbst vor, da sie ein effektives Werkzeug zur Mitarbeiterbindung darstellt.

Der Verwaltungsaufwand kann ebenfalls als Nachteil betrachtet werden. Dieser lässt sich jedoch durch digitale Lösungen minimieren.

Disclaimer

Die Inhalte dieses Beitrags sind sorgfältig recherchiert, stellen jedoch keine Rechtsberatung dar. Bitte wenden Sie sich bei konkreten rechtlichen Fragen an einen spezialisierten Fachanwalt.

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