Ursachen und Berechnung

Mitarbeiterfluktuation

7 Min. Lesezeit | Zur Lexikon-Übersicht

So verhindern Sie hohe Personalfluktuation

Mitarbeiterfluktuation beeinflusst den Erfolg und die Stabilität eines Unternehmens erheblich. Eine hohe Personalfluktuation kann nicht nur wirtschaftliche Folgen haben, sondern auch den Teamzusammenhalt stören und wertvolles Fachwissen sowie Kompetenzen kosten.

Unternehmen sollten Ursachen analysieren, Strategien zur Mitarbeiterbindung entwickeln und gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Mitarbeiterfluktuation zu reduzieren. Gerade in Zeiten hoher Wechselbereitschaft ist dies entscheidend, um die Beständigkeit und das Wachstum eines Unternehmens zu sichern.

Was ist Mitarbeiterfluktuation? Definition

Mitarbeiterfluktuation oder Personalfluktuation beschreibt den Abgang von Mitarbeitern innerhalb oder außerhalb eines Unternehmens über einen bestimmten Zeitraum. Die Fluktuationsrate misst den Anteil der Abgänge zur Gesamtbelegschaft und dient zur Identifikation möglicher Ursachen wie schlechtes Management. Sie wird über verschiedene Formeln berechnet und hilft, Verbesserungen im Unternehmen gezielt umzusetzen.

Mitarbeiterfluktuation ist ein hoher Kostenfaktor für Unternehmen

Welche Arten von Mitarbeiterfluktuation gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Mitarbeiterfluktuation, die jeweils unterschiedliche Gründe und somit unterschiedliche Auswirkungen auf Unternehmen haben:

1. Natürliche Fluktuation

Hierunter fallen Austritte, auf die weder Arbeitgeber noch Mitarbeiter Einfluss haben, wie das Ende eines befristeten Arbeitsvertrags, der Ruhestand oder Todesfälle. Solche Abgänge sind nicht vermeidbar, in einigen Fällen aber planbar. Eine vorausschauende Personalplanung hilft, ihre Auswirkungen zu minimieren.

2. Freiwillige Fluktuation

Mitarbeiter verlassen das Unternehmen aus eigenem Antrieb. Gründe sind häufig neue Karrieremöglichkeiten, persönliche Umstände wie ein Umzug oder der Wunsch nach beruflicher Neuorientierung. Diese Form des Wechsels zeigt oft Defizite in der Mitarbeiterbindung auf.

3. Unfreiwillige Fluktuation

Bei dieser Form endet das Arbeitsverhältnis auf Unternehmensinitiative. Gründe sind z.B. unzureichende Leistungen, Regelverstöße und betriebsbedingte Entlassungen. Unfreiwillige Fluktuation tritt auf, wenn Mitarbeiter nicht die Erwartungen erfüllen oder aufgrund äußerer Zwänge ausscheiden müssen.

4. Unternehmensinterne Fluktuation

Hierbei wechseln Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens ihre Position oder Abteilung, etwa durch eine Beförderung, als Maßnahme einer Job Rotation, oder im Zuge von Redeployment. Unternehmensinterne Fluktuation kann positiv sein, da sie Potenziale besser ausschöpft und Mitarbeiter neue Herausforderungen wahrnehmen. Gleichzeitig erfordert dies jedoch einen gut strukturierten Prozess im Onboarding, um die Einarbeitung und den Wissenstransfer sicherzustellen.

5. Unternehmensexterne Fluktuation

Diese Art der Fluktuation tritt ein, wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, um bei anderen Arbeitgebern tätig zu werden. Ursachen sind oft bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter beim neuen Arbeitgeber. Oder eben mangelnde Entwicklungsperspektiven sowie eine unzureichende Work-Life-Balance im aktuellen Unternehmen.

6. Frühfluktuation

Diese Form tritt auf, wenn neue Mitarbeiter bereits innerhalb der ersten Monate – häufig während der Probezeit – das Unternehmen verlassen. Die Frühfluktuation ist besonders kritisch, da sie auf Schwachstellen im Unternehmen hinweist. Dieser Punkt kann z.B. das Onboarding betreffen.

7. Funktionale Fluktuation

Tritt auf, wenn leistungsschwache Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Dieser Abgang kann sich positiv auswirken, da die frei gewordenen Stellen durch leistungsstärkere Mitarbeitende besetzt werden können.

8. Dysfunktionale Fluktuation

Beschreibt den Verlust von Top-Talenten. Dieser tritt vor allem dann auf, wenn Mitbewerber Fachkräfte mit attraktiveren Job-Angeboten abwerben oder Unternehmen nicht auf die Mitarbeiterwünsche ihrer Talente eingehen. Diese Abgänge wirken sich meist negativ auf das Team und dessen Produktivität aus.

Was sind die Gründe für Mitarbeiterfluktuation?

Gründe für Mitarbeiterfluktuation sind vielfältig und werden durch 4 Treiber beeinflusst. Für so gut wie jeden dieser Treiber gibt es mehr als eine Ursache.

Zu den 4 Treibern zählen:

  1. Emotionale Treiber: Unzufriedenheit mit Aufgaben, negative Unternehmenskultur oder fehlende soziale Einbindung.
  2. Rationale Treiber: Probleme mit Vergütung, zu geringe Karrierechancen oder hohe Arbeitsbelastung.
  3. Persönliche Treiber: Familienplanung, Umzüge oder berufliche Neuorientierung.
  4. Externe Treiber: Die Wirtschaftslage beeinflusst Wechselbereitschaft. Eine gute Konjunktur steigert die Bereitschaft zu Jobwechseln.

Zu den häufigsten Gründen für Mitarbeiterfluktuation zählen:

  • Einstellungspraktiken: Hohe Frühfluktuation weist auf Fehler im Onboarding hin.
  • Fehlendes Engagement: Sobald das Employee Engagement eines Arbeitnehmers zurückgeht, steigt häufig die Personalfluktuation.
  • Fehlender Sinn: Unternehmen mit klarer Mission motivieren Mitarbeiter stärker.
  • Langeweile: Fehlende Herausforderungen bewirken, dass Mitarbeiter unzufriedener sind.
  • Überlastung/Burnout: Hohe Arbeitsbelastung ohne Erholungsphasen führt zu Mitarbeiterfluktuation.
  • Schlechte Work-Life-Balance: Ungleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben fördert Abgänge.
  • Vergütung: Nicht leistungsgerechte Gehälter sorgen für eine geringe Mitarbeiterzufriedenheit.
  • Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten: Fehlende Perspektiven oder geringe Weiterbildungsmöglichkeiten bewirken, dass sich Mitarbeiter beruflich in einer Sackgasse fühlen
  • Feedback und Anerkennung: Fehlendes oder unpassendes Feedback senkt die Motivation und kann zur Fluktuation von Personal führen. Positive, konstruktive Rückmeldungen fördern die Mitarbeiterbindung.
  • Toxische Kultur/Führung: Schlechte Führung und ein toxisches Umfeld reduzieren die Mitarbeiterbindung.
  • Schlechte Führung: Manager beeinflussen direkt die Bindung – schlechte Führungskräfte erhöhen hingegen die Mitarbeiterfluktuation.
  • Private Gründe: Familienplanung, Umzüge und externe Veränderungen bewegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Jobwechsel.
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Welche Konsequenzen hat Mitarbeiterfluktuation?

Hohe Fluktuation von Mitarbeitern kann Unternehmen vor zahlreiche Herausforderungen stellen und signifikante Konsequenzen nach sich ziehen.

Die wichtigsten Auswirkungen von Mitarbeiterfluktuation im Überblick:

  • Kompetenzverlust: Der Abgang von Schlüsselpersonen führt zum Verlust von Know-how.
  • Strukturveränderungen: Neudefinition von Rollen notwendig.
  • Instabile Kundenbeziehungen: Kunden müssen neues Vertrauen zu neuen Ansprechpartnern aufbauen.
  • Mangelnde Motivation: Die Produktivität gekündigter Mitarbeiter reduziert sich vor ihrem Austritt.
  • Nachbesetzungsprobleme: Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu finden.
  • Demotivation im Team: Verunsicherung durch den Weggang von wichtigen Mitarbeitern.
  • Zeit- und Kostensteigerung: Der Recruiting– und Einarbeitungsprozess neuer Mitarbeiter verursacht hohe Kosten.

Welche Kosten verursacht hohe Mitarbeiterfluktuation?

Durch Mitarbeiterfluktuation entstehen erhebliche Ausgaben, die sich in direkte und indirekte Kosten unterteilen:

Direkte Kosten

  • Trennungsphase: Kündigungsgespräche, Exit-Interviews und Abfindungen.
  • Einstellungsphase: Stellenausschreibungen, Bewerbungsprozesse, Vertragsverhandlungen und administrative Aufgaben.
  • Onboarding: Einarbeitung, Schulungen und Trainings.

Indirekte Kosten

  • Produktivitätsverlust: Geringeres Engagement scheidender Mitarbeiter sowie zusätzliche Einarbeitungszeit neuer Kollegen.
  • Wissensverlust: Der Verlust von Know-how muss ausgeglichen werden.

Die Ausgaben variieren bei der Personalfluktuation je nach Position und Anforderungsprofil des ausscheidenden Mitarbeiters. Da die indirekten Kosten schwer messbar sind, können die Gesamtkosten der Mitarbeiterfluktuation kaum beziffert werden.

Wie wird die Mitarbeiterfluktuation berechnet?

Die Fluktuationsrate gibt an, wie viele Mitarbeiter ein Unternehmen innerhalb eines bestimmten Zeitraums verlassen. Unternehmen setzen bei der Berechnung der Mitarbeiterfluktuation in der Regel auf 3 Formeln:

1. Basisformel

Die Basisformel zur Berechnung der Fluktuationsrate ist simpel, aber ungenau. Hierbei werden nur Personalabgänge im Betrachtungszeitraum dem Anfangsbestand gegenübergestellt. Sie berücksichtigt jedoch keine Neuzugänge, die im gleichen Zeitraum wieder gehen.

So wird die Fluktuationsrate berechnet: Basisformel

2. BDA-Formel

Die BDA-Formel der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände berechnet die Fluktuationsrate, indem sie Abgänge zum durchschnittlichen Personalbestand ins Verhältnis setzt, berücksichtigt aber teils keine Neuzugänge.

Fluktuationsrate: BDA-Formel

3. Schlüter-Formel

Berücksichtigt das Verhältnis von Neueinstellungen und Austritten und bietet so ein differenzierteres Bild der Mitarbeiterfluktuation. Sie ist komplexer als andere Berechnungen, da die Abgänge durch den Anfangspersonalbestand plus Zugänge geteilt werden.

Fluktuationsrate: Schlüter-Formel

Welche Mitarbeiterfluktuation ist normal?

Eine gesunde Fluktuationsrate liegt unter 15 Prozent – meist zwischen 8 und 12 Prozent. Die konkrete Fluktuationsrate ist dabei abhängig von Branche, Standort und den Arbeitsbedingungen vor Ort.

Ab wann gilt die Mitarbeiterfluktuation als hoch?

Als hoch gilt eine Fluktuationsrate, wenn sie 15 Prozent oder die branchenüblichen Werte deutlich übersteigt. So haben Branchen und Unternehmen in Bereichen wie der Arbeitnehmerüberlassung, der Land- und Forstwirtschaft oder dem Gastgewerbe für gewöhnlich eine höhere Mitarbeiterfluktuation.

Wie lässt sich Mitarbeiterfluktuation verhindern?

Um die Mitarbeiterfluktuation zu senken, hilft eine ganze Reihe von Maßnahmen:

  • Ursachen analysieren: Exit-Interviews als Teil des Offboardings führen, um Kündigungsgründe zu identifizieren und so Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
  • Mitarbeiterbindung stärken: Eine Kultur der Wertschätzung etablieren, Leistungen anerkennen und flexible Arbeitsbedingungen schaffen (z.B. Homeoffice oder Remote Work).
  • Regelmäßige Mitarbeitergespräche führen: Gründe für Unzufriedenheit erkennen und Arbeitsbedingungen optimieren.
  • Work-Life-Balance verbessern: Flexiblere Arbeitszeiten anbieten und Angebote zur Gesundheitsförderung schaffen.
  • Teambuilding intensivieren: Regelmäßige Veranstaltungen durchführen, um die soziale Bindung der Mitarbeiter an ihr Unternehmen zu fördern.
  • Führungskräfteentwicklung professionalisieren: Schulungen zur besseren Motivation und Konfliktlösung abhalten.

Hinweis: Eine Fluktuationsanalyse hilft dabei, anhand von HR-Kennzahlen die genauen Ursachen für eine Fluktuation des Personals zu identifizieren.

Was ist eine Fluktuationsanalyse?

Eine Fluktuationsanalyse zielt darauf ab, die Gründe zu ermitteln, warum Mitarbeiter ihr Unternehmen verlassen. Dies ist besonders wichtig, um mögliche wirtschaftliche Nachteile zu minimieren.

Hat Mitarbeiterfluktuation auch Vorteile?

Ein moderates Maß an Mitarbeiterfluktuation kann folgende Vorteile bieten:

  • Neue Impulse: Frische Perspektiven und kreative Ansätze durch neue Mitarbeiter stärken das Team und fördern Innovation.
  • Wissenstransfer: Neue Kollegen bringen aktuelles Fachwissen mit, eventuell sogar branchenübergreifend.
  • Aufstiegschancen: Austritte schaffen intern neue Karriereoptionen für bestehende Angestellte.
  • Schwachstellen aufdecken: Frische Blicke decken mögliche organisatorische Mängel auf und treiben Verbesserungen an.
  • Wettbewerbsvorteile: Neue Netzwerke und Kontakte stärken das Unternehmen.

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