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Den Lohn in bar auszahlen lassen: Geht das?

Darf man sich seinen Lohn in bar auszahlen lassen? Theoretisch ist das möglich.

21. November 2024 · 5 Min. Lesezeit · HR WORKS Redaktion

“Nur Bares ist Wahres” und “Bargeld lacht!” – Diese Sprüche kennt vermutlich jeder. Dabei kommen Münzen und Scheine im Alltag deutlich seltener vor, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Im Einzelhandel zahlte 2022 z.B. nur noch jeder Dritte mit Bargeld. Doch wie sieht es beim Thema Lohn und Gehalt aus? Ist es möglich, den Lohn in bar zu bekommen? Und wenn man für die geleistete Arbeit einen Betrag bar erhalten hat: Wie werden Steuern und Sozialabgaben bezahlt?

Darf man sich sein Gehalt in bar auszahlen lassen?

Theoretisch ist das möglich, praktisch eine Seltenheit. Zumindest in unserer heutigen Zeit. Bis zum Ende der 1950er Jahre war es in Deutschland Standard, den Arbeitslohn nach der Entgeltabrechnung in einer sogenannten Lohntüte zu erhalten. Auf dieser Papiertüte wurden der Brutto- und Nettolohn sowie die Abgaben vermerkt. Auf den ersten Blick wirkte das gar nicht unpraktisch. Dennoch bemängelten Zeitzeugen, dass die Versuchung, das erhaltene Bargeld schnell wieder in den Umlauf zu bringen und im Zweifel Fixzahlungen zu verschleppen, groß war.

Wann wurde die Lohntüte also abgeschafft? Mit Beginn der Sechziger Jahre nutzten Unternehmen für die Gehaltsüberweisung bereits primär das Girokonto. Heute, über 60 Jahre später, wird Bargeld in allen Lebensbereichen immer seltener. Einer Studie der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland zufolge hatte jeder Deutsche am Stichtag der Befragung im vergangenen Jahr im Durchschnitt etwa 103 Euro an Bargeld im Portemonnaie.

Gehalt in bar auszahlen – das sagt der Gesetzgeber

Eine gesetzliche Vorschrift, die eine Bar-Bezahlung von Arbeitnehmern verbietet, gibt es in Deutschland nicht. §107 der Gewerbeordnung, der die Berechnung und Zahlung des Arbeitsentgelts festlegt, regelt zwar die Währung: So wird ein Arbeitslohn in Deutschland im Rahmen der Lohnbuchhaltung grundsätzlich in Euro entrichtet. Ob das Gehalt jedoch in bar oder elektronisch gezahlt wird, ist nicht definiert.

Gehalt: Auszahlung beeinflusst nicht die Sozialabgaben

In puncto Steuer- und Sozialabgaben werden beide Auszahlungsarten gleich behandelt. Im Falle einer Lohnzahlung in bar heißt das: Der bar gezahlte Betrag entspricht nur dem Nettoverdienst. Der Arbeitgeber hat zuvor alle steuer- und abgaberelevanten Posten bereits abgeführt. Einzelheiten der Lohnabrechnung, wie zum Beispiel die Zahlungsmodalitäten, sind meist im Arbeitsvertrag festgehalten. In der Praxis ist eine bargeldlose Gehaltsüberweisung selbst in Zeiten von New Pay und alternativen Vergütungsstrukturen allerdings die Regel – aus verschiedenen Gründen.

Das spricht für die Bezahlung in bar

Im Arbeitsalltag gibt es wenige Fälle, in denen die Gehaltsauszahlung in bar für den Arbeitgeber tatsächlich Sinn ergibt. So nehmen etwa einige Geldinstitute Überweisungsentgelte, wodurch die Gehaltsüberweisung mit gewissen Kosten verbunden sein kann. Auch geben Experten zu bedenken, dass es insbesondere bei Minijobs aus psychologischer Sicht einen motivierenden Effekt haben kann, wenn Minijobber das Geld in bar erhalten. Denn ist der Lohn in bar bezahlt, steht er dem Empfänger unmittelbar zur Verfügung und ist praktisch greifbar.

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Verspätete Lohnzahlung: Haben Mitarbeiter Anspruch auf eine Entschädigung?

Das Gehalt kommt zu spät oder gar nicht: Seit 2016 haben Arbeitnehmer in Deutschland im Falle eines Lohnverzugs einen gesetzlichen Anspruch auf Schadensersatz. Dabei muss der Arbeitgeber gemäß § 288 Absatz 5 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) eine pauschale Verzugsstrafe in Höhe von 40 Euro bezahlen.

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den ausstehenden Lohn zzgl. Verzugszinsen sowie die Verzugspauschale zu überweisen. Der Arbeitgeber gerät in Zahlungsverzug, sobald er den zugesagten Lohnzahlungstermin nicht einhält.

Seitens des Arbeitgebers muss nun schnell gehandelt werden, um eine Mahnung des Arbeitnehmers und Verzugsschäden zu vermeiden. Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, sich anwaltlich beraten zu lassen und den Lohn vor dem Arbeitsgericht einzuklagen. Ein Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin berät in diesem Fall im Vorfeld über die Erfolgsaussichten des Verfahrens und übernimmt die rechtliche Vertretung.

Sonderfall: Berufsausbildung

Eine Sonderregelung in puncto Lohnauszahlung gilt für ausbildende Betriebe. Hier regelt nicht der individuelle Arbeitsvertrag, sondern das Berufsausbildungsgesetz, wann das Geld auf dem Konto sein muss. Demnach wird die Ausbildungsvergütung spätestens am letzten Arbeitstag eines Monats ausgezahlt. Kommt das Gehalt nicht pünktlich, schaltet sich gegebenenfalls auch die Handelskammer ein.

Gibt es auch Gehaltsmodelle mit flexiblen Zahlungsterminen?

Tatsächlich wird auch der Bereich Lohn und Gehalt zunehmend flexibilisiert. Ein zentraler Punkt bei den sogenannten New-Pay-Modellen ist zum Beispiel eine neue Herangehensweise an das Thema Vergütung und die Art der Entgeltzahlung. Dabei geht es unter anderem um die Frage, wie Gehälter transparenter und gerechter gestaltet sein können und wie viel Mitsprache die Mitarbeiter etwa bei Gehaltsanpassungen haben.

Ein Konzept, das aktuell vor allem US-amerikanische Firmen für sich entdecken, ist das sogenannteFlexible-Pay-Modell. Der Gedanke: Um nicht bis zum Ende des Monats auf das Gehalt zu warten, können Mitarbeiter während des laufenden Monats auf das bis dahin erwirtschaftete Gehalt zugreifen. Die gewonnene Flexibilität bei der Entgeltabrechnung zielt darauf ab, die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und Arbeitnehmern Stress zu ersparen, wenn es zum Beispiel zu einem kurzfristigen finanziellen Engpass kommt. Auch der Begriff “Gehalt-on-Demand” wird in diesem Zusammenhang verwendet. In Deutschland ist die flexible Gehaltszahlung allerdings nocheine Seltenheit.

Alles in allem: Der Arbeitsvertrag regelt die Fristen der Lohnzahlung

Also, wann muss das Gehalt auf dem Konto sein? Grundsätzlich regelt der jeweilige Arbeits- bzw. Tarifvertrag die Zahlungsmodalitäten des Lohns und des Gehalts. Eine Ausnahme bilden Mitarbeiter, die sich in der Berufsausbildung befinden. Orientierung bieten die Paragrafen 288 und 614 des Bürgerlichen Gesetzbuchs sowie das Berufsausbildungsgesetz. Diese besagen, dass das Gehalt rückwirkend zu einem definierten Zeitpunkt an den Arbeitnehmer gezahlt wird. Auch die Sozialversicherungspflicht der Unternehmen ist an Fristen gebunden.

Gerät das Unternehmen aus verschiedenen Gründen in Verzug, steht dem Mitarbeiter eine Entschädigung in Höhe von 40 Euro zusätzlich zu dem geschuldeten Lohn sowie Verzugszinsen zu. In der Praxis hilft oftmals schon ein klärendes Gespräch zwischen Unternehmen und Mitarbeiter. Manchmal liegt dem Lohnverzug schlichtweg ein Missverständnis oder ein technischer Fehler zugrunde. Bleibt die Gehaltszahlung länger aus – und es kann im direkten Gespräch nicht geklärt werden, wann das Gehalt überwiesen wird – bleibt dem Mitarbeiter der Rechtsweg. Das ist für alle Beteiligten ein vermeidbares Ärgernis.

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Disclaimer

Die Inhalte dieses Beitrags sind sorgfältig recherchiert, stellen jedoch keine Rechtsberatung dar. Bitte wenden Sie sich bei konkreten rechtlichen Fragen an einen spezialisierten Fachanwalt.

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