Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: 10 Tipps für einen besseren Arbeitsalltag
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz spielt für jeden einzelnen Mitarbeiter genauso wie für das gesamte Team eine wichtige Rolle: Sie wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit, das Wohlbefinden und auf die Anzahl der Krankentage aus. Doch welche Aspekte sind dafür relevant und wie fördert HR die mentale Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?
Welche psychischen Belastungen am Arbeitsplatz gibt es?
Verschiedene Arbeitsanforderungen und -bedingungen sorgen dafür, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz entstehen. Dazu gehören etwa
- zu hohe Arbeitsintensität,
- zu lange und zudem unflexible Arbeitszeiten,
- Termindruck,
- fehlende Entscheidungsmöglichkeiten,
- Konflikte innerhalb der Belegschaft beziehungsweise von Mitarbeitern mit Vorgesetzten,
- Arbeitsplatzunsicherheit und
- fehlende Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte.
Ist der Stressfaktor zu hoch, überfordert das die Angestellten und beeinträchtigt über kurz oder lang ihre Gesundheit.
Somit stellt die mentale Belastung am Arbeitsplatz einen essenziellen Faktor für die Employee Experience dar. Ist diese auf Dauer eher negativ als positiv, wirkt sich das auf die Motivation sowie die Fluktuationsrate im Unternehmen aus und begünstigt Quiet Quitting.
Arbeit und Gesundheit: Das sind die Herausforderungen
Nahezu alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erleben stressige Phasen im Job. Zeitweise halten Körper und Psyche das aus – wenn sie sich anschließend erholen können. Dauern solche Zustände allerdings an, ruft die permanente Überlastung bleibende Auswirkungen hervor. Dazu zählen Müdigkeit, Mattigkeit, Erschöpfung oder Schlafstörungen.
Psychische Probleme und Erkrankungen am Arbeitsplatz
Psychische Probleme und Erkrankungen am Arbeitsplatz entstehen, wenn die Rahmenbedingungen einer Arbeitsstelle nicht zum jeweiligen Arbeitnehmer passen oder ihm sogar schaden. Beispiele dafür sind eine unverhältnismäßig hohe Arbeitsmenge oder ein destruktives Führungsverhalten.
Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen und Burn-out: Die Liste mit Gründen für psychische Belastungen des Bundesministeriums für Gesundheit ist lang und zeigt, wie zahlreich psychische Probleme und Erkrankungen am Arbeitsplatz sind.
Der aktuelle Stand zu psychischer Gesundheit in der Arbeitswelt laut Studie
Der Monitor Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt der Initiative Neue Qualität der Arbeit von 2019 benennt als größte Belastungsfaktoren eine emotional fordernde Arbeit sowie die fehlende Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem. Dabei zeigt sich, dass Faktoren wie Alter, Geschlecht, Region, Branche, Betriebsgröße und Teilzeit-/Vollzeitbeschäftigung kaum eine Rolle bei der psychischen Gesundheit spielen. Bei insgesamt 24 % der Befragten liegen leichte Hinweise (16 %) oder Hinweise (8 %) auf eine depressive Symptomatik vor. Das ist immerhin knapp ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Auch eine Broschüre der Betriebskrankenkasse (BKK) zeigt, wie wichtig das Thema psychische Gesundheit in der Arbeitswelt ist: Fast jede zweite Frührente ist psychisch bedingt. Langfristige Arbeitsbelastungen erhöhen das Risiko für Angststörung oder Depression zudem um 50 %. Die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich seit 2000 verdoppelt, während sie in anderen Bereichen gesunken sind.
Psychisches Wohlbefinden am Arbeitsplatz steigern – geht das?
Arbeitgeber sind laut Arbeitsschutzgesetz § 4 dazu verpflichtet, „eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst“ zu vermeiden. Weiter heißt es, dass Gefahren „an ihrer Quelle zu bekämpfen“ sind.
Darum kümmert sich die HR-Abteilung. Sie schafft passende Rahmenbedingungen für die seelische Gesundheit der Arbeitnehmer und steigert so deren psychisches Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Deshalb sorgen Personaler dafür, dass Mitarbeiter Regelungen zu Arbeitszeiten, Ruhepausen und -zeiten sowie zur Nacht- und Schichtarbeit einhalten, ebenso die Sonn- und Feiertagsruhe. Nicht zuletzt achtet die Personalabteilung auf den Jugend- und Mutterschutz.
Wohlbefinden am Arbeitsplatz: Faktoren für ein besseres Arbeitsklima
Nachhaltiges Personalmanagement ist eine wichtige Grundlage, um das Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu steigern. Dies gelingt HR Business Partnern, indem sie die psychische Gesundheit im Rahmen von Employee Wellbeing zu einem strategischen Thema machen. Im besten Fall beschränkt sich die Förderung der psychischen Gesundheit nicht nur auf den beruflichen Aspekt, sondern bietet auch Unterstützung bei mentalen Belastungen im privaten Bereich.
Geistige Gesundheit fördern: 10 Tipps, wie Unternehmen ihre Belegschaft unterstützen
Eine HR-Abteilung hat viele Möglichkeiten, um die geistige Gesundheit zu fördern, damit Mitarbeiter möglichst lange in den produktiven Phasen des Employee Life Cycles bleiben:
- Handlungs- und Entscheidungsspielräume für die Beschäftigten schaffen, zum Beispiel durch Weiterbildungen und bewusste Personalentwicklung.
- Die richtige Arbeitsintensität, also das Arbeitspensum angemessen und realistisch halten.
- Gute Führung, die etwa Konflikte im Team anspricht und für die Quiet Firing ein No-Go darstellt.
- Optimale Gestaltung von Arbeitszeit und Arbeitsumgebung, beispielsweise durch Gleitzeit, Homeoffice sowie ansprechende Räumlichkeiten und ein ruhiges Umfeld.
- Work-Life-Balance durch angemessene sowie flexible Arbeitszeiten.
- Gemeinschaftsgefühl und Kollegialität durch gegenseitige Wertschätzung und gezielte Teamentwicklung schaffen.
- Sicherheit des Arbeitsplatzes, etwa durch fundiertes Krisenmanagement in HR.
- Offen und regelmäßig über psychische Gesundheit informieren und sprechen – sowohl im Team als auch in individuellen Feedbackgesprächen.
- Prävention umsetzen, beispielsweise durch Maßnahmen, Fortbildungen und Leitfäden für körperliche und mentale Gesundheit.
- Empathie am Arbeitsplatz, indem Vorgesetzte Symptome ansprechen und Hilfe anbieten – zum Beispiel bei Gereiztheit, zurückgehender Leistungsfähigkeit oder vermehrt auftretender Krankmeldungen.
Seelische Gesundheit am Arbeitsplatz fördern: Darum ist sie wichtig
Das Augenmerk der HR sollte in jedem Unternehmen darauf liegen, die seelische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern und psychischen Krankheiten vorzubeugen. Belastende Themen, Ängste und Sorgen sind auch am Arbeitsplatz präsent. Sie mindern die Konzentration, Motivation und Leistungsfähigkeit – und zwar unabhängig davon, ob die Gründe durch private, berufliche oder gesellschaftliche Herausforderungen entstehen.
Die seelische Gesundheit am Arbeitsplatz wirkt sich nicht nur auf die Qualität der Leistung und die Zahl der Krankentage des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin aus. Sondern sie zeigt sich auch im kollegialen Umgang – etwa indem Kollegen durch Angespanntheit auffallen, sich vom Team abgrenzen oder übertrieben auf Reizthemen reagieren. Die seelische Gesundheit am Arbeitsplatz wirkt sich somit auf das berufliche Umfeld und die wirtschaftliche Leistung eines Unternehmens aus.
Wie gute Prävention psychische Gesundheit schafft und Arbeitnehmer gesund hält
HR-Abteilungen haben viele Möglichkeiten, um Maßnahmen einzuführen, die durch rechtzeitige Prävention die psychische Gesundheit aller Arbeitnehmer stärken. Damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon profitieren, ist es essenziell, dass sie diese Maßnahmen annehmen beziehungsweise von ihrem Arbeitgeber einfordern, falls dieser noch keine Schritte in diese Richtung unternommen hat. So ist es beispielsweise wichtig, dass Unternehmen Grenzen bei der Verfügbarkeit ihrer Angestellten akzeptieren – diese sich aber auch selbst daran halten, indem sie zum Beispiel im Urlaub, am Feiertag oder am Wochenende keine Emails beantworten. So finden Arbeitgeber, HR-Abteilung und Angestellte gemeinsam Lösungen, um psychische Gesundheit am Arbeitsplatz langfristig zu erhalten.
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